Flausch und Zaudern

oder: Mein Schreibapparat

Eine olivgrüne Tasche mit flauschigem Futter, weicher als mein Schlafsack, der immer noch irgendwo im Dachboden meiner alten WG in Berlin vergraben ist.

Darin mein Laptop: ein scheinbar perfektglatter Display, in der Sonne sieht man tausend winzige Staubpartikel darauf.


Ein Schreibprogramm, mit zweimal Tippen geöffnet, eine weiße Seite, Schrift einstellen: Sitka Display. Die Finger auf die Tasten legen, dann haben sie es nicht weit: Nachdenken und direkt übersetzen, ohne Zaudern, möglichst, später kann man ja alles wieder löschen.


Gerade:


Ein Zug, blaugelb gepolsterte Sitze, Luftzug aus der Klimaanlage und aus lauter fremden Nasen.


Der Himmel, heute starre Wolken, die mir nicht beim Nachdenken helfen möchten.


Sonst:


Ein Sessel, auf dem man mit angezogenen Beinen sitzen kann, den man um sich selbst drehen und höher und niedriger einstellen kann. War mal weiß.


Eine Schreibtischplatte, vor Jahren auch noch weiß, jetzt staubfleckig, jeder Zentimeter voll mit wichtigen Notizen, die ich nie lese.


Immer:


Ein Memoprogramm auf dem Handy, vollkommen ungeeignet, da die Notizen schnell aus Versehen gelöscht sind und außerdem nirgendwohin übertragbar. Ich müsste sie abschreiben und das tue ich fast nie.


Ein Spiralheft direkt neben meinem Bett: kariert, Stifte daneben, mindestens drei: einer funktioniert nicht, einer fällt unters Bett und wird zu einer pelzigen Leiche wie seine Vorgänger, einer, um nachts aus dem Traum aufgeschreckt scheinbar Geniales aufzuschreiben, das am nächsten Tag unlesbar sein wird.


Ein Schreibtagebuch, ebenfalls Spiralbindung, da man solche Notizbücher komplett auf- und dann umschlagen kann. Damit hat man eine stabile Fläche zum Schreiben– nicht wie bei geklebten oder zusammengenähten Notizbüchern: auf einer Seite schreibt es sich bequem, auf der anderen vergeht mir die Lust nach den ersten mühsam hingekrakelten Wörtern.


Unendlich viele dreiviertelvollgeschriebene Notizhefte, werden manchmal zur Hand genommen als Material. Viele von ihnen wohnen jedoch zuerst im Bücherregal, mit der Zeit wächst ihnen Pelz auf dem Rücken wie den Bleistiften unterm Bett, irgendwann ziehen sie um in den Karton im Keller, in dem vielleicht Kellerasseln Lesungen veranstalten.

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