Zwischenstopp
Während sie
auf dich zugehen, knöpfen sie sich die Blusen- und Mantelknöpfe zu, werfen
Schals über die Schulter, fahren prüfend über die eben nachgezogenen
Lippenränder und über ihre Taschen – Hosentaschen, die werden vielleicht eher
abgeklopft, und Jackentaschen, da fahren sie hinein, gehen sicher, dass da auch
alles drin ist – Fahrkarte, Handy, Schlüssel, Labello, der Euro für den
Supermarkt, die kleine Keramikschildkröte, die sie dem Kind später in die
warmfeuchte Handfläche drücken möchten, um die Bauchschmerzen zu verringern,
wenn es sich von den Kindergartenfreund*innen verabschieden muss.
Dann
stehen sie vor dir, würdigen dich jedoch keines Blickes, kurz vor dir drehen
sie sich um, schauen auf das leuchtende Schild, vier Minuten, schauen links und
rechts die Leute an, solange, bis die zurückschauen, dann tun sie beschäftigt,
mit ihrem Handy oder einem zum Himmel gewandten Nachdenkblick, dann endlich,
erinnern sie sich an dich.
Du stehst
immer noch genau so da wie vorher, schon seit sechs Uhr morgens bist du bereit,
herausgeputzt, zurechtgezupft, hell und warm.
Sie sehen
dich und atmen aus, zum ersten Mal, seit sie das Haus verlassen haben. Sie
fahren über deine Kleider, die meisten tun das, oder zumindest stellen sie sich
ganz nah an sie, du spürst, dass sie sie beruhigend finden. Einige wenige
schauen noch mal kurz zurück und treten dann, endlich, ein.
Deine
Wärme umarmt sie, sie sehen sich um in dir, stromern herum, berühren hin und
wieder etwas, das sie aufregend finden, dann, verstohlen, laufen sie zum Spiegel,
überprüfen Lippenränder, entfernen Fussel vom Mantel, drücken die Brust raus
und die Schultern nach unten, atmen tiefer, fahren sich durchs Haar.
Du weißt,
dass sie sich gleich erinnern werden, an das, was sie wirklich aus dem Haus
gelockt hat, ihr wahres Ziel, du weißt, dass sie hinauseilen werden, doch du
freust dich, dass sie da waren, hoffst, dass sie vielleicht irgendwann abends
wiederkommen und verweilen.
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